Ich wusste ganz lange nicht, was ich mit mir anfangen soll

Laura ist Coach. Genauer genommen, Selbstbewusstseins-Coach. Im Chapter One Mag-Berufseinsteiger-Interview habe mit ihr darüber gesprochen, wie es dazu kam. Denn zu Beginn ihres Studium hatte sie so gar keine Ahnung, was sie mit ihrer Zukunft anfangen soll. In der Schulzeit war sie noch sehr schüchtern und ängstlich, doch mit der Zeit – und vor allem durch ihre Liebe zum singen, tanzen und schauspielern – entwickelte sie mehr Selbstbewusstsein. 

Irgendwann hat es dann Klick gemacht. Sie erkannte, was sie gut kann und wo sie damit hinwill. Mittlerweile hat sie es sich zum Beruf gemacht, auch anderen Menschen dabei zu helfen, aus sich herauszukommen und durch ihre Stimme und Körpersprache zu mehr Selbstbewusstsein zu kommen. 

1. Laura, was hast du studiert und wie bist du damit zum Coaching gekommen?

Zuerst habe ich Sprechwissenschaft studiert: Darin ging es ganz viel um persönliche Entwicklung. Wie trainiere ich meine Stimme? Wie wirkt meine Körpersprache auf andere? Wie können wir unsere Gespräche, unser Auftreten trainieren und damit immer mehr wir selbst werden? Zu dem Studium kam ich durch meine Musical-Leidenschaft. Singen und Schauspielern, das Ausprobieren von Stimme und Körpersprache haben mir gezeigt, wie stark der Einfluss von Innerem und Äußeren auf unser Selbstbewusstsein sind. Darauf, wie glücklich, mutig und „echt“ wir sind. Diese Erfahrungen wollte ich unbedingt mit meinem Job verbinden.

Neben dem Studium fing ich also an, andere Menschen dabei zu begleiten, ihre Ausstrahlung, ihre Stimme und Rhetorik zu entwickeln. In Gruppen-Beratungen bei größeren Firmen und auch im Einzelcoaching. Das hab ich so sehr geliebt, dass das mein neuer Job werden sollte. Dazu habe ich mich entschieden, auch noch Psychologie und Wirtschaft dazu zu studieren, um besser zu verstehen, wie Psyche, Arbeitsumfeld, Management, Kollegen und das innere Bewusstsein zusammen wirken.

2. Wie sieht dein Alltag heute aus?

Für mich gibt’s keinen wirklichen Alltag. An einem Tag bin ich nur zu Hause, mache Beratungen via Skype und produziere einige Online-Artikel, Blog-Posts, Videos und Podcasts, damit ich Tipps, Erfahrungen und Ideen teilen kann. Das alles ist dann natürlich auch ein großer Part meines Marketings, mit dem ich gleichzeitig neue Partner und Kunden für Seidirselbstbewusst finden kann.

An anderen Tagen bin ich in Deutschland unterwegs: Speaker-Auftritte zum Thema Selbstbewusstsein, Stimme, Körpersprache oder große Seminar-Projekte an Firmen. Für mehr Motivation und vor allem bessere Kommunikation unter den Mitarbeitern. Oder Impuls-Trainings für Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter wirklich motivieren und begeistern wollen. Rhetorik, Körpersprache und die eigene Stimme werden dabei immer wieder entwickelt, es gibt viel Feedback und vor allem Zusammenhalt unter den Kollegen – jeder einzelne nimmt was anderes für sich mit. Ich auch! Jedes mal erfahre ich irgendwas Neues oder bekomme Inspiration für mein nächstes Training. Das liebe ich besonders!

3. Welche Eigenschaften haben dir beim Einstieg ins Berufsleben am meisten geholfen – Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, ein gutes Umfeld, Fleiß…?

Es brauchte für mich (und ich denke für viele andere Freiberufler auch) einen guten Mix aus allem: Mach dir deine Ziele klar, finde den Grund, warum du das durchziehen möchtest und vor allem – sei dir absolut bewusst, dass du es willst. Dann kommt der Rest dann.

Durchhalten – aber hallo! Auch wenn es mal nicht so läuft wie ich man will, muss man ehrgeizig, zielstrebig  und selbstbestimmt bei der Sache sein. Ganz oft kommen Kommentare von außen: „Das ist doch total hart, es wird sehr schwierig, davon zu leben.“ Meistens von Menschen, die selbst noch nie selbstständig waren, sondern angestellt. Davon darf man sich nicht irritieren lassen! Wenn du weißt, was genau du willst und wieso, wirst du es auch erreichen. Immer weitermachen, auch wenn du mal keine Lust hast. Komm aus dem Motivationstief raus, indem du was Neues probierst: ein neues Umfeld, eine kleine Reise, neuer Input, neue Ideen, Austausch mit erfolgreichen Menschen… und dann inspiriert dich das, dein eigenes Projekt weiter voranzubringen!

4. Was hast du aus der Schulzeit und deinem Studium ins Berufsleben mitgenommen? Was davon wendest du heute an?

Zeitmanagement, dranbleiben, weitermachen und neue Lösungsmöglichkeiten ausprobieren, wenn mal was nicht gleich klappt. Und am meisten: Prioritäten setzen. Zwei Jahre lang hab ich zwei Studiengänge parallel studiert. Da hab ich ganz genau überlegt: Was will ich später machen? Was genau brauche ich aus dem Fach jetzt dafür? Darauf hab ich dann meinen Fokus gelegt und z. B. meine Abschlussarbeit im Bereich Körpersprache geschrieben. Für meine Inhalte konnte ich aus der Sprechwissenschaft und Psychologie wahnsinnig viele Übungen mitnehmen. Das allein war schon super.

5. Was motiviert dich persönlich denn, am Ball zu bleiben – vor allem wenn es schwierig wird? 

Am meisten motiviert mich, dass mein Business alle, wirklich alle meine Träume und Fähigkeiten beinhaltet. Ich hab die Bühne geliebt, aber auch das Radio – ich wollte kreativ sein, aber auch etwas Schaffen, das andere Menschen weiterbringt, wenn sie sich selbst nicht so akzeptieren können, wie sie sind. Ich wusste ganz lange gar nicht, was ich mit mir anfangen soll. Die Gesellschaft sagt uns ja: Geld verdienen, erfolgreicher Job, Kinderkriegen, Heiraten und am besten alles, bevor wir 30 sind. Das hat mich wahnsinnig unter Druck gesetzt.

Damals hätte ich mir gewünscht, jemanden an meiner Seit zu haben, der mir hilft „ich selbst“ zu sein. Ohne zu gucken, was gefällt anderen? Wie wirke ich besonders toll? Sondern es einfach zu sein. Ohne mich zu verbiegen. Genau dabei will ich andere Menschen unterstützen – zu ihrem wirklichen „Ich“ zu kommen. Dazu fügen wir die Einzelteile von Stimme, Körpersprache und den inneren Werten zusammen. Das braucht jeder Mensch, wirklich jeder Mensch an verschiedenen Punkten seines Lebens immer wieder.

Egal ob ein neuer Job, ob man endlich zum Teamleiter aufsteigen möchte, oder sich endlich verwirklichen will, aber noch nicht weiß wie, oder sich nicht traut. Manche können nicht gut mit anderen Menschen reden, werden nervös, zittrig oder unsicher. Und wenn da jemand Unterstützung braucht, will ich da sein und helfen.

6. In einer idealen Welt, in der alles so gelaufen ist, wie du es dir erträumst – wo siehst du dich dann in 5 Jahren?

In 5 Jahren möchte ich ein absolut freies, selbstständiges Business haben. Im Winter gebe ich Online-Coachings, Beratungen und kann vollkommen orts- und zeitunabhängig arbeiten. Dabei möchte ich nebenbei noch die Welt bereisen – und mir dann Sonne suchen, wenn ich es in Deutschland unerträglich finde.

Und im Sommer (du sagst ja träumen, also mache ich das jetzt!) habe ich irgendwo in einer meiner Lieblingsstädte eine Altbau-Villa gekauft, saniert und renoviert – in der ich meine Seminarraum-Träume verwirklicht habe: große, helle Räume mit viel Platz für Stimmtrainings, Körpersprache- und Rhetorik-Seminare. Da können wir Seminare, Gruppen-Beratungen und Seidirselbstbewusst-Events veranstalten!  Und im anderen Teil der Villa wohne ich mit meinem Mann und meinen zwei Kindern – und einem Hund. Traumhaft wäre wirklich, all das unter einen Hut zu bekommen – und meinen Business-Traum mit dem Familienwunsch zu verwirklichen. Davon träumt wahrscheinlich jede/r – ich arbeite weiter dran!

Und dann geht’s noch weiter: Mein Riesentraum ist es, eine praktische Uni zu entwickeln, oder wenigstens dafür zu sorgen, dass Kommunikation, Rhetorik und Präsentationen zu halten selbstverständlich für jede Schule werden. Im Job-Alltag wird es von jedem verlangt: Sich präsentieren können, selbstbewusst auftreten, die richtige Gesprächsführung können. Aber gelernt hab ich das in meiner Schulzeit nie. Aber diesen Traum verwirkliche ich dann in ein paar mehr Jahren.

7. Wenn du deinem jüngeren Ich begegnen würdest, welchen wertvollen Tipp würdest du dir geben?

Mehrere Dinge. Ein Tipp, den ich mir auch heute noch immer mal wieder selbst gebe: Mach dir nicht zu viele Gedanken. Ganz oft haben die Probleme, die uns heute Bauchschmerzen machen, in 5 Jahren gar keine Bedeutung mehr. Nimm das Leben einfach etwas leichter, lockerer und habe Spaß an dem was da so kommt. Wenn du bei deinem Job entspannter bist, werden die Ergebnisse um Welten besser sein, als wenn du das alles mit Anspannung, Druck und Versagensängsten angehst. Natürlich passiert mir das auch, dass ich mir anfange Sorgen zu machen. Mittlerweile schaffe ich es besser abzuschalten und im Moment zu leben – das hilft mir wahnsinnig gut. 

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