“Lieber jeden Tag gezielt angehen”

Bei FIELFALT ist der Name Programm. Das Powerteam, bestehend aus 10 ambitionierten Frauen, glaubt fest daran, dass man durch intensiven Austausch viel voneinander lernen und profitieren kann. Auf dem gleichnamigen Online-Magazin, ihrer Community und regelmäßigen Events vernetzten sie “fielfälige” Frauen – sowohl digital und analog  – egal ob Gründerin, Bloggerin, Führungskraft, Mutter, Angestellte oder Kreative.

Wir haben die Ladys, die alle aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen zu ihrem Berufseinstieg befragt, woher sie ihre Motivation nehmen und welchen Tipp sie Berufseinsteigern heute geben würden.

1. Beschreibt doch mal, was ihr beruflich macht oder machen möchtet

Aimie: Ich leite ein kleines StartUp von Bertelsmann, blicksta (ein Online-Berufsorientierungsportal für Schüler) und habe im Juli 2015 FIELFALT ins Leben gerufen. FIELFALT ist eine Online-Blogazine zu verschiedenen Themen, die Frauen in den 20ern und 30ern beschäftigt und eine Community. Mit FIELFALT zeigen wir Vorbilder, inspirieren und ermutigen Frauen dazu sichtbarer zu werden und sich untereinander zu vernetzen! Was ich machen möchte? Weiterhin erfolgreich ein Team leiten, mich allen beruflichen Herausforderungen stellen und zusätzlich Großes mit FIELFALT erreichen 😉 .

Jana: Ich bin Teamleiterin für den Bereich Talent Relationship Management bei careerloft, einem Karrierenetzwerk für Studenten und Absolventen. Ich mag meinen Job, würde mich aber gerne mehr meinen kreativen Interessen wie Fotografie und Gestaltung widmen.

Kira: Ich bin Flugbegleiterin bei einer deutschen Airline auf Kurz- und Mittelstrecken. Seit Oktober bin ich Mitglied von FIELFALT und entwickle, mittlerweile als Co-Founder, unser Online-Blogazine mit Leidenschaft weiter. Eines Tages möchte ich mich im Bereich Verhaltenstherapie/Coaching weiterbilden, um mit betroffenen Menschen einer Essstörung lösungsorientiert zusammen zu arbeiten und diese auf meine Art und Weise unterstützen. Bis dahin spielt FIELFALT eine große Rolle in meinem Leben und ich trage meinen Teil zu etwas Großem bei.

2. Was war für den Erfolg eures Berufseinstiegs ausschlaggebend?

Celsy: Um ehrlich zu sein, weiß ich es gar nicht. Entgegen der landläufigen Meinung waren weder mein Studium noch Praktika besonders hilfreich. Viel mehr geholfen hat mir die Überzeugung, dass ich etwas kann, dass meine Talente das Unternehmen bereichern – und dass ich genau dies auch in meinen Bewerbungen verkauft habe. Ich hab mich nie entmutigen lassen, sondern war bisher eher ein bisschen dreist und hab mich, auch ohne alle Kriterien zu erfüllen, einfach beworben. Ich habe sogar in einem Assessment Center zum Search Engine Advertising Manager gesteckt, ohne die geringste Ahnung davon zu haben – und am Ende trotzdem einen Job in dem Unternehmen bekommen. Gepunktet habe ich damit, dass ich offen war, keine Angst davor hatte, mich selbst zu präsentieren und für die Dinge, von denen ich Ahnung hatte, eine gesunde Portion Leidenschaft gezeigt habe.

Tina: Zunächst erscheint es vielleicht verwunderlich, wie ich mit einem Studienabschluss in Geschichte zu meinem ersten Job im Biotech-Inkubator gekommen bin. Ich denke, es ist sehr wichtig, sich regelmäßig zu fragen, wofür man selbst wirklich brennt und welche Themen einen interessieren. Ich bin überzeugt, dass jeder sich grundsätzlich in viele Bereiche einarbeiten kann und mit dieser Grundüberzeugung gehe ich in Vorstellungsgespräche. Ein gutes Netzwerk ist jedoch auch sehr von Vorteil. Meines wächst organisch mit meinen Interessen und beruht auf gegenseitiger Unterstützung.

Sandra: Bei mir waren das zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Dinge. Ganz zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn war es Hartnäckigkeit. Direkt nach meinem Studium habe ich unzählige Bewerbungen geschrieben (damals wusste ich noch überhaupt nicht, was ich beruflich machen wollte), um kurz nach der Einladung zu einem Vorstellungsgespräch für ein Volontariat in der Online-Redaktion von Petra und Für Sie, erneut eine Absage zu erhalten. Ich habe nicht aufgegeben, nach einem Praktikumsplatz gefragt und ihn bekommen.

Für meine zweite berufliche Station war insbesondere Neugier von Vorteil, da ich mich in eine ganz neue Materie, nämlich die der Suchmaschinenoptimierung, einarbeiten musste. Dann, vor anderthalb Jahren, habe ich vor allem Mut benötigt, um mein Social-Media-Volontariat zum Ende der Probezeit zu verlassen und den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Außerdem waren auch Fleiß und ein großes Netzwerk in den letzten vier Jahren wesentlich. Meine Mitgliedschaft bei den Digital Media Women hat sich bereits auf so viele Weisen ausgezahlt.

3. Inwiefern hilft euch eure Ausbildung bei der heutigen Arbeit?

Julia: Mein Bachelorstudium hat mir grundsätzlich nichts gebracht, wohingegen mich mein Masterstudium wirklich weiter gebracht hat. Die Mischung aus theoretischer Grundlage, detaillierter Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema und den Gruppenarbeiten hat mich bestens auf alle Themen vorbereitet. Ich habe HR studiert und befinde mich nun auch in dem Bereich, weshalb mir mein Studium viel für meine jetzige Zeit gebracht hat. Das eigenständige Arbeiten und auch die Kompromissbereitschaft in Gruppenarbeiten haben mich ebenfalls geprägt.

Jenny: Ich habe in den Niederlanden „International Communications“ studiert und würde heute sagen, dass das Studium mir vor allem vermittelt hat, selbstständig, strukturiert und projektbezogen arbeiten zu können. Auch für mein Zeitmanagement war das Studium hilfreich und ich bin in der Lage, mit Menschen mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen zusammen im Team zu arbeiten.

Aimie: Ich wusste, dass ich mein Studium selbst finanzieren muss und wollte das ohne Schulden schaffen. Deshalb habe ich ein duales Bachlorstudium (BWL) direkt nach dem Abitur begonnen. Währenddessen bin ich alle 3 Monate deutschland- und weltweit umgezogen. Ich musste lernen, mich und meine Ressourcen zu organisieren und Arbeit und Studium unter einen Hut zu bringen. Das war eine unglaublich gute Schule. Während meines Masterstudiums habe ich ebenfalls immer gearbeitet, was mir sehr dabei geholfen hat herauszufinden, was ich beruflich eigentlich machen möchte. Zusammengefasst habe ich im Studium gelernt, mich selbst zu disziplinieren und zu organisieren – und in der Praxis nebenbei herausgefunden, was mir liegt, in welchem Umfeld ich bestmöglich arbeite und wohin ich möchte.

4. Wie sieht eure Morgenroutine aus, wie startet ihr in den Tag?

Jessika: Am Morgen brauche ich erstmal ein bisschen Zeit, bis ich mich vollständig entfaltet habe. Nach dem Frühstück und einer Dusche geht es dann meist. Mein Alltag ist derzeit wie bei den anderen Mädels sehr durch die Arbeit geprägt. Den Ausgleich finde ich an den Wochenenden mit Freunden und Familie.

Jana: Hier gehen meine Wunschvorstellung und die Realität stark auseinander. In der Theorie (und am Wochenende) liebe ich den Morgen und nehme mir ausgiebig Zeit für ein Frühstück mit gutem Kaffee, für ein Buch oder meine Lieblingsmusik. Unter der Woche schaffe ich es aber leider nicht, diese Routine aufrecht zu erhalten.

Julia: Der Versuch einer Morgenroutine ist es, den Snooze-Button meines Weckers nicht zu drücken – im besten Fall wache ich vor dem Klingeln auf. Dann folgen 5 Minuten Yoga. Zwischenzeitlich habe ich direkt einen halben Liter Wasser getrunken, das sollte ich auch mal wieder einführen! Weiter geht es mit duschen, nichts zum Anziehen finden, Frühstück einpacken und ab in den Zug oder mit dem Fahrrad bei Wind und Wetter ins Büro.

5. Welche 3 Persönlichkeiten motivieren euch?

Kristina: Motivierend finde ich „ganz normale“ Menschen, die den Drang haben, ihrem Herzen zu folgen und die Welt zu verändern und es auch tun, sei es durch wissenschaftliche Erkenntnisse, eine herausragende Persönlichkeit, nachhaltige Projekte, fesselnde Literatur oder journalistische Stücke.

Mich inspirieren zudem viele Frauen, besonders die, die es mit großer Kraft und Durchhaltevermögen schaffen, sich in einer männerdominierte Welt durchzusetzen und ihre Ziele und Werte zu verfolgen, während sie eine große Öffentlichkeitswahrnehmung haben. Beispiele sind Hillary Clinton, Michelle Obama, aber auch Angela Merkel, die trotz großer Gegenwehr eine humanistische Verfassungspolitik betreibt.

Ich habe außerdem auch in meinem privaten Umfeld viele Personen, die ich für das eine oder andere bewundere und die ich mir zum Vorbild nehme, weil sie außergewöhnliches leisten, das vielleicht nicht für jeden sichtbar ist.

Jana: Ich glaube, dass ich eine grundlegend motivierte Person bin. Ich ziehe meine Motivation aus mir selbst und weniger aus Dingen oder Personen in meinem Umfeld. Es gibt im (Job-)Alltag aber bestimmte Dinge oder Verhaltensweisen, die mich demotivieren. Hier ist es mein Ziel, diese zu vermeiden beziehungsweise meine Sicht darauf zu verändern. Davon unabhängig gibt es aber Personen in meinem Umfeld, die mich inspirieren. Das ist zum Beispiel meine Omi, mit ihrer grenzenlos positiven Art.

Sandra: Mich motivieren viele Dinge. Es auf drei herunter zu brechen fällt mir schwer. Ich lese gerne Biografien und Erfahrungsberichte. Erst kürzlich habe ich “#Girlboss” von Sophia Amoruso gelesen und “Work is not a Job” von Catharina Bruns ist zu meiner persönlichen Bibel geworden. Catharina ist eine Person, die mich sehr inspiriert. Aber auch in meinem direkten Umfeld finden sich Menschen, die mich motivieren. Meine Mitgründerinnen Sophie und Judith z. B. – ohne sie gäbe es unseren Blog Frau, frei & vermutlich nicht. Oder Gudrun Wegener, unsere Gastautorin. Sie und ich haben eine Mastermind-Gruppe gegründet und treffen uns regelmäßig. Ich bin immer wieder beeindruckt wie sie es als zweifache Mutter schafft Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut zu bringen.

6. Wo seht ihr euch selbst in 5 Jahren?

Tina: Mir fällt es schwer, so weit vorauszuschauen, denn wenn ich 5 Jahre zurückblicke, hätte ich mich nicht da gesehen, wo ich heute bin. Aber ein konstanter Wunsch ist tatsächlich schon sehr lange in mir: mich selbständig gemacht zu haben und davon gut leben zu können.

Jenny: Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass große Pläne meistens nicht umsetzbar sind und es sinnvoller ist, jeden Tag gezielt anzugehen. Ich wünsche mir, weiterhin einen Job zu machen, der mich erfüllt, immer noch meinen Lieblingsmenschen an meiner Seite zu haben (im selben Land wäre toll!) und die Beziehungen zu den Menschen, die mir wichtig sind, tagtäglich vertieft zu haben.

Kira: Ich versuche im Hier und Jetzt zu leben, auch vom Kopf her. Wo ich in 5 Jahren stehe kann ich Euch daher gar nicht genau sagen, weil mir darüber ganz bewusst keine Gedanken machen. Was ich mir jedoch wünsche ist, gesund zu sein und mich weiterentwickelt zu haben.

7. Was würdet ihr eurem “Berufseinsteiger-Ich” heute gerne sagen?

Celsy: Folge nicht immer nur dem Geld! Ein total doofer, an der Realität vorbeilaufender Ratschlag, ich weiß. Ich weiß selbst, dass viele sich ohne Hilfe selbst finanzieren müssen und dankbar sind für jeden Job, der den Kühlschrank füllt. Doch ich habe den Fehler gemacht, zuerst zu machen, was den Kühlschrank füllt, statt das zu tun, was ich liebe. Und bin dabei unglücklich geworden. Hat man sich allerdings erst an einen gewissen Standard gewöhnt, ist es schwierig, die Kehrtwendung zu machen, die es manchmal braucht, um zu tun, was einen glücklich macht. Deshalb sage ich dir ganz ausgelutscht und klischeehaft: Tu was du liebst. Aber nicht ganz so ausgelutscht: Wenn dir jemand sagt, es sei unmöglich, tu es erst recht!

Kristina: Ich bin nach knapp 3 Jahren ja eigentlich immer noch Berufseinsteiger, aber ich würde im ersten Impuls Celsy widersprechen. Ich denke, es ist wichtig, erstmal im Berufsleben anzukommen. Natürlich sollte man sich im Job wiederfinden und nicht dauerhaft unglücklich sein, aber ich halte es auch für falsch, sofort nach dem absoluten Traumjob zu suchen. Möglicherweise wird einem erst durch Erfahrungen klar, wohin man eigentlich möchte und mit Berufserfahrung ist es einfacher, die Position oder den Job zu wechseln. Ich denke, dass man schnell unzufrieden wird, wenn man zu hohe Erwartungen an den ersten Job hat. Man sollte sich jedoch frühzeitig Gedanken machen, in welche Richtung es gehen kann, früh Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen.

Jessika: Versteif dich nicht zu sehr, sondern mach dich locker. Am Ende kommt es eh ganz anders als du denkst – was nicht heißt, dass es dann schlechter ist. Bei mir war genau das Gegenteil der Fall ☺

Danke, liebes FIELFALT-Team für diesen Einblick in euren ganz persönlichen Berufseinstieg!

Leave A Comment

Your email address will not be published.