Flexibel arbeiten: Mehr Gleichberechtigung durch Digitalisierung?

Community-Autorin Ariane Vera hat für uns erkundet, welch enormes Potenzial ein digitaleres Arbeiten für die Gleichberechtigung birgt – von Homeoffice bis Co-Working.

 

Erst kürzlich feierte die Frauenquote in Deutschland ihr zweijähriges Bestehen. Es scheint, als sei sie notwendig, um Impulse für Veränderung zu geben.

Am eigentlich Ziel der Gleichberechtigung schießt sie leider vorbei: Frauen tatsächlich eine Wahl zu geben.

Auch, wenn Stimmen oft laut werden, die daran erinnern, dass Frauen in Deutschland das Wahlrecht zusteht, dass sie ein Konto führen dürfen, und ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten gehen dürfen – bis zur Gleichstellung der Geschlechter ist es noch ein weiter Weg.

Die Herausforderungen der Gleichberechtigung verändern sich, so auch offiziell im Bericht der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland festgehalten.

Zwar sind Frauen in Deutschland heutzutage weitausgehend befreit von geschlechterdiskriminierenden, gesetzlichen Vorschriften.

Geschlechterbedingte Diskriminierung heutzutage aber, ist durchsichtiger und unscheinbarer geworden. Die Frage nach einer wahren Wahl spielt sich heute in den Denkweisen der Gesellschaft ab.

Männer auf dem Spielplatz sind eine Seltenheit. Männergruppen mit Buggys vorweg ebenfalls. Frauen, die eigene Arbeitszeiten einfordern, sitzen oft noch immer Arbeitgebern gegenüber, die völlig querschießen. Vereinbarung von Familie und Arbeit – für Frauen wie Männer ein Akt der Jonglage.

Wir brauchen ein neues Verständnis von Arbeit. Und damit einhergehend, ebenfalls eine neu überdachte und der Realität näheren Definition von Produktivität.

Erreichbarkeit und feste Arbeitszeiten

Dass früher Erreichbarkeit mit einer am Schreibtisch verkabelten Telefonschnur gleichgesetzt wurde, leuchtet ein. Dass man heute, mit freien WLAN Hotspots und mobilen Daten, noch immer Erreichbarkeit mit Anwesenheit an einem vom Arbeitgeber vorgegebenem Schreibtisch gleichsetzt, eher weniger.

Auch was die Arbeitszeiten betrifft, hinken Ansätze und Grundverständnis noch immer in der internetlosen Vergangenheit.

Wir arbeiten über nationale Grenzen hinaus und, bereits innerhalb der Europäischen Union, in mehreren Zeitzonen.

Die Globalisierung bekräftigt die Ansätze des Konstruktivismus – es gibt keine Wahrheit, nur eine Vielzahl an Perspektiven. Ebenso gibt es keine allgemeingültige Uhrzeit – nur eine Vielzahl von Zeitzonen. Wie lässt sich hier von flexiblen Arbeitszeiten abraten?

Völlig konzentriert 8 Stunden plus durchzuarbeiten, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Die Kreativität, die beim Stillsitzen am Schreibtisch verloren geht, scheint in das Erfinden neuer Strategien des Zeit-Totschlagens zu fließen.

Wenn Mitarbeiter inzwischen um den Platz kämpfen, der am weitesten von der Kaffeemaschine entfernt ist, um mehr Zeit damit zu verbringen, eine weitere Tasse zu holen, ist das nicht nur eine Verschwendung von Zeit und Geld. Dann ist das besonders eine Verschwendung von Kreativität und Potential.

Alternativen

Es gibt sie – die alternativen Modelle.

Was jetzt noch fehlt, ist die gesellschaftliche Offenheit und Akzeptanz.

Home Office

Rückmeldungen wie: „Du hast es ja so leicht!“ sind ein Zeugnis davon, dass Arbeit noch immer mit Anwesenheit am Schreibtisch im Büro gleichgesetzt wird.

Mehr noch als den eigenen Bleistift, legt man beim Home-Office oft zunächst einmal Rechtfertigungen und Erklärungen zurecht.

Nein, Home-Office ist nicht gleich Haushalt.

Ja, auch von daheim aus können Konferenzen geführt werden.

Ja, auch von daheim aus kann es herausfordernd sein, zu arbeiten.

So lange, bis die Flut der des Unverständnisses nicht abebbt, wird Home-Office als Zukunftsmodelle auch nur das bleiben – ein Modell, das nicht im Präsens existiert.

Co-Working

Arbeit in Co-Working Spaces bietet ein Maximum an Flexibilität.

Co-Working ist ein Konzept, das sich in mehr und mehr Städten in Deutschland etabliert.

Im Zentrum Stuttgart gelegen, ist das STUDIOUNO mit seiner Schwester STUDIODOS ein Vorreiter im Hinblick auf flexible Arbeitszeiten und neuen Arbeitsmodellen.

„Wir haben alle jeweils einen Schlüssel.“, erklärt mir eine Mitarbeiterin des STUDIOUNO in Stuttgart. „Die Türen stehen somit immer offen und wir können wir selbst entscheiden, wann wir arbeiten.“

Und das mit Stil – nicht nur ist das STUDIOUNO mit seiner hervorragenden Ausstattung ein attraktiver Arbeitsort, es bietet mit seiner loft-artigen Inneneinrichtung eine unvergleichliche Atmosphäre für produktives und kreatives Schaffen.

Die Zahl der Co-Working Spaces steigt weiter – eine Bestätigung dafür, dass Alternativen zum traditionellen Arbeitsmodell gefragt sind.

Diesen Gedanken unterstützen ebenso Ergebnisse zahlreicher Studien – ja, eine neue Arbeitswelt braucht neue Ansätze.

Virtual Co-Working

Tanja Lenke, Gründerin von „she-preneur“ bringt Co-Working bereits auf das nächste Level: in ihrer für selbstständige Frauen und Gründerinnen Community, dem she-preneur insider club, finden regelmäßig virtuelle Co-Working Sessions statt.

Frauen vernetzen sich, unabhängig von Ort und Zeit, über die Webcam und arbeiten gemeinsam an ihren jeweiligen Projekten.

„Die virtuellen Co-Working Sessions sind für alle eine Bereicherung“, sagt sie.

Die Rückmeldungen sind ausnahmslos positiv. „Viele sagen mir, sie hätten in diesen zwei Stunden mehr geschafft, als sie normalerweise in einigen Tagen schaffen würden.“

Eine Rückmeldung, die bestätigt, dass Produktivität nicht in Stunden gemessen wird.

Selbstständige haben oftmals mit einem Arbeitsrhythmus in Isolation zu kämpfen – es fehlt der Austausch mit Gleichgesinnten, der am traditionellen Nine-To-Five Arbeitsplatz im Großraumbüro leicht zu Stande kommt. Tanja Lenke weiß: beim Co-Working steht vor allem der Gedanke der Community im Vordergrund.

Hier unterscheidet sich Co-Working ganz wesentlich vom Konzept der Shared Offices, in welchen weiterhin relativ unabhängig voneinander gearbeitet wird. Beim Co-Working ist das anders: bewusst wird Zeit, Energie und Interesse in ein Gefühl von Gemeinsamkeit und gegenseitiger Unterstützung investiert.

Der Austausch geschieht oft über verschiedene Branchen und Expertenfelder hinweg, eine Tatsache, von der alle Beteiligten profitieren. Motivierende Kommentare, gegenseitiges Lob, Bereitschaft für konstruktive Kritik, das Anbieten von Hilfe und Unterstützung – all das ist zu einem selbstverständlichen Bestandteil der virtuellen Netzwerk Community she-preneur geworden.

Neue Arbeitsmodelle als Chancen für Familien

Das durch die Digitalisierung rasch veränderte Arbeitsumfeld fordert neue Arbeitsmodelle.

Noch vor einigen Jahren sah das Arbeitsministerium keinen Bedarf, sich dieser Nachfrage anzupassen. Die Forderungen danach aber bleiben bestehen.

Die Chance, die darin für Frauen und Familien liegt, ist groß.

Die Vision der alternativen Arbeitsmodelle ist größere Flexibilität und Familienfreundlichkeit. Sie ermöglichen, eigene Arbeitszeiten festzulegen, und ortsflexibel zu bleiben.

Davon profitiert die Familie, und auch die Qualität der Arbeitsergebnisse. Studien bestätigten, dass Mitarbeiter engagierter sind, wenn Ihnen die Möglichkeit zuteil kommt, sich für flexible Arbeitszeiten zu entscheiden.

Anstelle einer Frauenquote, könnte man beim Verständnis von Arbeit und Produktivität beginnen. Das wäre mindestens ebenso effizient, wenn nicht sogar weitaus effizienter. So würde die Debatte auch nicht mehr länger nur um Frauen kreisen und ihnen weiterhin eine „Opferrolle“ zuschreiben. Hier geht es nämlich um weitaus mehr – Männer sollen nicht mehr länger alleine auf dem Spielplatz sitzen, wenn sie auch Windeln wechseln wollen.

Dass das auch die Kids super fänden, belegen zahlreiche Studien.

Gleiche Chancen für beide Geschlechter: ein Ziel, dem wir uns durch und dank Digitalisierung annähern können.

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