Ist das Ihre Tochter?
Berufseinstieg: Vom jung sein und jung aussehen
Nicht nur die Bloggerin und Moderatorin Ninia Binias
Überraschung zum Dessert
Ich bin beim Mittagessen mit meinem Vorgesetzten, der etwa doppelt so alt ist wie ich. Abgesehen von kurzer peinlicher Stille hier und dort, ist alles in Ordnung. Wir essen, unterhalten uns über die Arbeit, das Wetter, Gott und die Welt. Er fragt mich, was ich beruflich vorher so gemacht habe, ist beeindruckt von meiner Auslandserfahrung und gratuliert mir zur erfolgreichen Integration ins Team. Geht alles runter. Wie Öl.
Auf dem Weg zum Kaffee nach dem Essen gehe ich am stillen Örtchen vorbei und geselle mich schnurstracks wieder zum Herren, der nun freundlicherweise mit zwei Cappuccinos auf mich wartet. Als wir den Gesprächsfaden wieder aufnehmen, sagt er: “Wissen Sie, ich wurde gerade von einem Kollegen gefragt, ob ich heute Besuch von meiner Tochter hätte, zum Mittagessen, meine ich.”
Wie jetzt?
Ich verstehe nicht sofort und blicke verdutzt drein. “Wie jetzt?”, murmele ich leise und schaue mich um. Wo ist sie denn? Dann fällt der verdutzte Blick ganz von selbst von meinem Gesicht ab und ich begreife: “Ach, der meint mich. Achso, okay.” Ich lache – halb aus Verlegenheit, halb weil es irgendwie doch lustig ist.
Mein Begleiter lacht auch, ist aber peinlich berührt. Er weiß nicht genau, was er sagen soll. Dafür rede ich nun umso mehr, wie ich es immer tue wenn ich nervös werde.
Was zählt ist doch wie ich arbeite… oder?
Ich sage: “Ich vergesse ehrlich gesagt oft, dass ich so viel jünger bin als die meisten anderen.”
Verwirrung: “Wie kann man das denn bitte vergessen?”, kommt prompt die Rückfrage.
“Naja, am Arbeitsplatz ist das eben eine andere Atmosphäre. Da bin ich gedanklich nur im Projekt, im Thema und in der Materie drin. Da mache ich mir über solche Sachen wie mein Alter eigentlich keine Gedanken. Was zählt ist doch, ob ich meine Arbeit gut mache, und nicht wie alt oder jung ich wirke.”
Der skeptische Blick meines Begleiters verrät: da irre ich mich wohl ein wenig. Wie man aussieht und wirkt ist halt eben doch enorm wichtig.
Da kannste machen watte willst.
Fotocredit: Viktor Hanacek
Seltsam, ich finde, du wirkst gar nicht so jung – zumindest nicht von deinem Profilbild hier. Für mich siehst du definitiv so “alt” aus wie du bist und damit auf jeden Fall passend an einem Arbeitsplatz. Ich kenne das aber, ich werde mit 26 ständig auf 18 geschätzt. Da ich mich jetzt selbstständig machen werde, frage ich mich auch manchmal, ob ich so überhaupt ernst genommen werde…. 😀
Das gute alte Internet, man wirkt da immer so anders als im wahren Leben 😀
Grüße,
Christina
Oh ja, das kenne ich soooo gut! Ich bin im Job echt das beste Pferdchen im Stall, aber mit grauen Kulleraugen und 1,55m Körpergröße nimmt einen auch mit 32 noch keiner ernst! Mann, wie duir aus der Seele sprichst!
Da hat man es zuweilen einfach etwas schwerer, weil man sich vor Kunden und neuen Kollegen immer erst beweisen muss…
Jaja, die Größe. Leider bin ich auch nicht von der Sorte, dass ich den ganzen Tag 13cm-Absätze rocken kann, um größer zu wirken 😀
Ich habe nicht nur das Problem mit dem Alter, auch mit der Einschätzung Anderer in Bezug auf mein “braves” Aussehen. Dieses Schubladen-Denken sollte definitv abgelegt werden, denn jeder Mensch hat mehrere Facetten.
Ob man nun 20 Jahre alt ist und super spießig oder 40 Jahre alt und jung geblieben, das sollte keinen Einfluss auf die Arbeitsqualität oder das Urteil darüber haben. In meinem Berufsbild (Modebranche) ist das Aussehen natürlich nicht so ganz unwichtig, dennoch bin ich der Meinung über das Alter sollten keine voreiligen Schlüsse gezogen werden!
Eine Kollegin hier ist knapp überr 60 Jahre alt und die coolste Kollegin im Team, unterhält täglich Tische voller junger Leute in der Kantine und treibt sogar den jüngsten und hippsten Modemenschen hier die Röte ins Gesicht.
Haha, cool, solche Kollegen kenne ich auch 😀
Liebe Grüße,
Christina
„Wie man aussieht und wirkt ist halt eben doch enorm wichtig.“
Nein, ist es nicht. Falls das jemand so sieht, hat er einfach keine Ahnung, woran man Kompetenz erkennen kann. Weil er selbst keine hat.
„Was zählt ist doch, ob ich meine Arbeit gut mache, und nicht wie alt oder jung ich wirke.“
Wenn ich einen Wunsch äußern darf: Behalte dir diese Einstellung bitte bei und vertrete sie auch weiterhin.
Wird gemacht 😉
Dieser kleine Bericht ist so richtig erfrischend kurz. Ich hatte auch oft das Gefühl, dass ich gerade auf der Baustelle (als Architektin) nicht ernstgenommen werde. 164 cm groß, “Asia-Face”, rundes Gesicht und lange Haare… ach was ein goldiges Mädchen.
Oh, das goldige Mädchen muss dem 50 jährigen Fliesenleger auf der Baustelle sagen, wie er zu arbeiten hat? Nix gut! Kleines Mädchen erstmal Mann finden und heiraten, 5 Kinder bekommen und dann erst Respekt haben. – Klasse. Gut, so schlimm war es nicht immer, aber manchmal schon. Eigentlich oft. Erst nach so etwa 6 Monaten ständigem Kontakt haben manche langsam begriffen, dass der Dipl.-Ing. der ihnen da immer schreibt, tatsächlich fertig studiert hat und KEIN SCHULPRAKTIKUM im Betrieb macht.
Das kann schon echt zermürben, wenn man ein Projekt leitet, der Gesprächspartner aber alles mit dem Chef besprechen will ( der aber keine Ahnung hatte, weil es ja nicht sein Projekt ist… ). Gnarf. Zum Glück hat das ein Ende…
LG
Julia
Wow, das klingt ja auch scheiße. Ich glaube Respekt muss man sich Stück für Stück erarbeiten, mit guter Arbeit und vor allem viiiiel Geduld.
Liebe Grüße,
Christina
Hallo Christina und Jana,
oh ja ich kann das gut nachvollziehen, wie es ist immer jünger geschätzt zu werden! Aber mittlerweile mit Mitte dreißig finde ich es manchmal sogar schon wieder gut und so oft passiert es auch nicht mehr, dass ich für das “kleine Mädchen” gehalten werde – ob es an den grauen Haaren liegt? 😉 Hiermit möchte ich Euch noch zu Eurem neuen Projekt gratulieren, als ebenfalls Selbstständige in den Kinderschuhen werde ich sicher den ein oder anderen Beitrag über Selbstständigkeit lesen und als Hilfe nutzen! Vielen Dank dafür!
Liebe Grüße, Kathrin
Liebe Katrin,
graue Haare habe ich auch schon ein paar, aber die werden glaube ich von meinem Baby-Face verdeckt 😀
Danke! Ich freue mich sehr, dass du auch hier auf der neuen Seite mitliest! Gerne kannst du, wenn du magst, auch mal einen Gastbeitrag über deine Erfahrungen mit der Selsbtständigkeit schreiben! 🙂
Viele Grüße
Christina