Die Sache mit der Verantwortung
Gut, dass es Vorgesetzte gibt. Nee im Ernst. Manche Dinge sind unangenehm, man weiß nicht so recht wie man damit umgehen soll, noch weniger wie man sich entscheiden soll. Man wälzt die Pros und Contras hin und her, möchte gleichzeitig den einen und den anderen Kunden zufrieden stellen. Nur klappt das leider nicht immer.
Fallen gleich drei ach-so-wichtige Termine auf den selben Tag, aber eben leider auch in drei verschiedene Städte, muss man unangenehme Entscheidungen treffen. Mindestens einen muss man unglücklich machen, denn dreiteilen ist nicht drin. Und in manchen Dingen lohnt es sich einfach, den Chef mit ins Boot zu holen. Ganz nach dem Motto: Mutti weiß schon wie man’s am besten macht.
Das Monster mit den fiesen Zähnen: die Entscheidung
Und wir jungen Leute, die sich nicht einmal für den Namen unserer Generation entscheiden können, tun uns nicht leicht mit dem größten, bösesten und furchteinflößendsten aller gruseligen Erwachsenenmonster: der Entscheidung.
Klar, ich trage die Verantwortung für meine Arbeit und meine Entscheidungen (und seien wir ehrlich: die Projekte, in denen auch was auf dem Spiel steht, machen am meisten Spaß). Und ich möchte später auch eine Position haben, in der ich noch mehr Verantwortung übernehmen kann.
Aber jetzt gerade, wo ich noch ein kleines Lichtlein bin, bin ich auch mal froh, wenn ich bei gewissen kniffligen Situationen mal die Reißleine ziehen kann. “Ich würd’ ja echt gern, aber das kann ich nicht entscheiden” ist der Joker, der einem dann schon mal aus der Patsche helfen kann. Was an der einen oder anderen Stelle vielleicht nerven kann, ist in anderen Situationen ein wahrer Segen: der Chef bestimmt wie’s gemacht wird, denn er trägt ja auch die Verantwortung.
Ist es nicht wie beim Fangenspielen früher? Es macht Spaß umherzutollen, zu rennen, die Aufregung zu spüren – aber ab und zu ins sichere Haus flüchten, wo einem keiner was kann, muss auch mal sein. Ab und zu Fehler machen, und ab und zu eben auch vor Fehlern bewahrt werden.
Ein sicherer Rahmen für den Berufseinstieg ist wichtig
Und das ist gut so. Das braucht man beim Berufseinstieg einfach. Auf diese Weise entwickelt man – ohne vor allem Angst haben zu müssen – ein Gefühl dafür, welche Entscheidungen und Situationen unbedenklich sind. Und welche man sensibel und strategisch angehen sollte.
Austin Kleon schrieb in Steal like an Artist, dass Künstler am Anfang ihrer Karriere nicht traurig sein sollen, dass sie noch unbekannt sind. Sie sollten eher dankbar sein für diese unwiederbringliche Phase ihres Lebens und die Unbekanntheit dazu nutzen, sich zu verbessern – ohne dass bei jedem Werk gleich der gesamte Ruf auf dem Spiel steht.
Aus großer Macht wächst große Verantwortung, is’ klar. Das gilt nicht nur für Künstler und Superhelden, sondern auch für Berufsanfänger.
Bei mir sind es nun zwei der drei Termine geworden, und ich fliege dann gleich erst mal nach Berlin, um den Tag drauf nach Karlsruhe weiterzujetten. Living life in the fast lane und so weiter…