Warum du als Berufseinsteiger ein Barcamp besuchen solltest
Von allen Seiten hört und liest man ständig, dass man sich vernetzen muss. Networking hier, Kontakte dort, Xing, LinkedIn und so weiter. Steckt man erst mal im Beruf drin, funktioniert das wohl auch ganz gut mit dem Vernetzen: man lernt Geschäftspartner und Kollegen kennen, trifft interessante Menschen auf Konferenzen, tauscht Visitenkarten aus, trifft sich zum Mittagessen. Und genau das ist Gold wert für die eigene Karriere; das gilt für Berufseinsteiger wie für alle anderen auch.
Rund 40 Prozent der offenen Stellen werden über Beziehungen vergeben, so eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Bei Führungspositionen sind das sogar 70 Prozent, zeigt eine Studie der EU-Kommission.
“Ein gutes Netzwerk ist also der beste Karrierepush – wer das hat, findet bestimmt auch mit einem exotischen Abschluss einen Job.” (Quelle: Karrierebibel.de)
Aber wie macht man es, wenn man als Newbie außer Kommilitonen und Co-Stammkneipenbesuchern keinen kennt? Wie kommt man an die Leute ran, mit denen man sich vernetzen sollte und mit denen man Interessen, Fähigkeiten und Leidenschaften teilt? Mein nicht ganz so geheimer Geheimtipp lautet: Barcamps.
Was ist ein Barcamp?
Wenn dir das rein gar nicht sagt, verzweifle nicht. Ich habe bis vor kurzem selbst keine Ahnung gehabt, was sich dahinter verbirgt – bis ich vor einem Monat mein erstes Barcamp in Koblenz besucht habe. Und ich war so begeistert, dass ich auch gleich das Barcamp in Köln hinterherschieben musste. (Tausend Dank an die Organisatoren Stefan Evertz, Brigitte Glatzel, Anne Kraemer, Katja Evertz sowie die vielen Sponsoren. Nur dank diesen ist es möglich, dass ein zweitägiges Barcamp so reibungslos verläuft und dabei nur läpp’sche 20€ kostet – inklusive Essen, Getränke und WLAN!)
Barcamps sind Konferenzen, die eigentlich keine sind. Mittlerweile gibt es sie in fast jeder größeren Stadt (jaa, sogar in Koblenz!) Etwa 150-200 Leute versammeln sich an einem Wochenende, um voneinander zu lernen, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen. Vornehmlich sind es Menschen, die “beim Internet” arbeiten (ungefähr so wie die netten Menschen im Titelbild), also web-affin und digital unterwegs sind. Ob Social Media-Berater, Mittelständler mit Webseite, Blogger oder Programmierer. Die unterschiedlichsten Menschen kommen hier zusammen, und das macht gerade den Reiz aus. Denn:
Ein Barcamp hat kein festgelegtes Programm
Leute, die etwas gut können, bieten Sessions oder Workshops zu ihrem Thema an. Ein Social Media Berater könnte in seiner Session z.B. die besten Social Media Monitoring Tools vorstellen. Ein Profi in Sachen Sicherheit im Netz, könnte erklären, wie man seine Webseite gegen Hacker-Angriffe schützt – oder sogar einen Praxistest durchführen, wie jüngst anhand meines Blogs geschehen. Jemand, der sich mit Lampenfieber auskennt, könnte den anderen Tipps geben, wie man selbstsicherer wird.
Aber auch Diskussionsrunden können auf den Plan geholt werden. So rief eine Studentin die Barcamp-Besucher in Köln dazu auf, mit ihr über Binge-Watching zu diskutieren, weil sie gerade eine Hausarbeit darüber schreibt. Eine andere Besucherin schreibt derzeit ihre Masterarbeit über Blogger-Relations und hat sich intensiv mit den Teilnehmern vor Ort dazu ausgetauscht und sich Feedback, Kontakte und Tipps geholt.
Also, lange Rede, kurzer Sinn:
Du kannst von den anderen Teilnehmern lernen
Vom geballten Know-How der anderen Teilnehmer kannst du gnadenlos profitieren. Ich persönlich habe Dinge gelernt, über die ich schon immer mal mehr wissen wollte – von Suchmaschinenoptimierung und den besten WordPress-Plugins über Creative Commons-Bilder bis hin zur Frage: “Wie stelle ich mich eigentlich am professionellsten auf Xing und LinkedIn dar?” (Die besten Tipps dafür haben Lars Hahn und Christian Müller hier zusammengefasst.)
Um einen genaueren Eindruck des Themenspektrums eines Barcamps zu bekommen, schau dir einfach mal den Sessionplan aus Köln an. Es war für jeden Geschmack und jeden Kenntnisstand etwas Interessantes dabei. Das wahre Problem besteht am Ende tatsächlich darin, sich bei der Masse an hochwertigen Sessions zu entscheiden!
Du kannst dich selbst einbringen
Indem du eine eigene Session hältst, kannst du dich auch selbst einbringen. Nervös sein brauchst du nicht, denn niemand erwartet, dass du eine perfekte Bühnenshow ablieferst (oft sitzt man ohnehin zusammen um einen runden Tisch). Was kannst du gut, für welches Thema brennst du, worüber könntest stundenlang erzählen? Es gibt sicher Leute, die sich für dein Know-How und deine Perspektive interessieren. Ich habe beispielsweise zusammen mit Daniela von Bloggerabc eine spontane Session darüber gehalten, wie persönliche Blogs einem bei der Jobsuche helfen können. Laut einer Studie von ResearchNow (Quelle: Business Punk) beschwert sich mehr als jeder zweite Personaler darüber, dass berufliche Auswahlprozesse viel zu unpersönlich seien – von der Bewerbung allein ließe sich nicht feststellen, ob die Person geeignet ist oder ob sie gut ins Team passt. Ein Blog hingegen vermittle ein viel besseres Gesamtbild der Persönlichkeit des Anwärters als die Bewerbung allein – das sagen 67% der befragten Personaler (diese und andere interessante Zahlen findest du bei Business Punk).
Du kannst dich mit inspirierenden Leuten austauschen
Ganz automatisch kommst du beim Barcamp mit Leuten in Kontakt, die ähnliche Interessen haben wie du. Beim netten Kaffeepläuschchen stellt sich nicht selten heraus, dass dein Gegenüber aus der Branche kommt, für die du dich interessierst oder in der du dich bewerben möchtest. Natürlich hat diese Person jetzt nicht rein zufällig einen Job zu vergeben, den sie dir gleich zuschiebt. Der Wert von solchen Begegnungen liegt in erster Linie im Austausch miteinander. Nahezu alle Leute geben sehr gerne Tipps und Hinweise, beantworten Fragen zu ihrem Fachgebiet und interessieren sich in den allermeisten Fällen auch für deine Perspektive.
Und wenn dabei die eine oder andere Visitenkarte ausgetauscht wird – umso besser.
Du erkennst die großen Player und kannst dir was von ihnen abgucken
Du interessierst dich für ein bestimmtes Thema, aber hast keine Ahnung, wo du dich detaillierter darüber informieren kannst? Dank dem Barcamp ist das kein Problem – denn ziemlich schnell entwickelst du ein Gefühl dafür, wer Ahnung von der Branche deiner Wahl hat. Umso besser für dich. Du kannst diesen Leuten Fragen stellen, dir Tipps holen und dir einfach etwas von ihrem Glitzer abtupfen.
Nach dem Barcamp weißt du z.B. besser, wem du auf Twitter folgen solltest, um auf dem Laufenden zu bleiben, wo und wie du wichtige Informationen am schnellsten herbekommst und wer die ganz großen Player im Game sind.
Fazit: Ein Barcamp ist ein guter Start ins Networking
Netzwerken ist langfristig und langwierig. Erwarte nicht, dass du den einen Kontakt triffst, der dich unter seine Fittiche nimmt und dich all seinen – rein zufällig Leute wie dich einstellenden – Freunden und Bekannten vorstellt. Aber für Berufseinsteiger, also junge Menschen mit gar keinen bis wenigen Kontakten ist dies ein toller erster Schritt.
Und wer weiß?! Man kann nie vorher wissen, was sich entwickelt! Du könntest jemand treffen, mit dem du so ähnliche Interessen teilst, dass ihr spontan eine gemeinsame Session haltet. Du könntest mit einer Co-Bloggerin zwischen SEO- und Instagram-Session so tolle Diskussionen entwickeln, dass ihr zusammen einen neuen Blog gründet.
Du weißt es nicht, bevor du es nicht ausprobierst hast.
Mein nächstes Barcamp besuche in in Hamburg – denn phänomenalerweise fällt es genau in die Zeit, in der ich ohnehin zu Besuch oben im Norden sein werde. Wie könnte ich anders, als dort hinzugehen?!
Warst du schon mal auf einem Barcamp?
Wie fandest du es? Hattest du ähnlich positive Erfahrungen? Hättest du Lust, mal dein erstes Barcamp zu besuchen? Feedback in den Kommentaren ist wie immer gern gesehen!
Fotocredit: NASA on the Commons – Gemini Mission Control
Ein interessanter Artikel über ein spannendes Thema. Nur eine kleine Anmerkung: Ich erwarte keinen perfekten Blog-Text, aber es gab einige Grammatikfehler. Der Dativ ist dem Genitiv doch sein Tod.
Danke für den Hinweis. Die regionale Couleur scheint halt doch stärker durch als man meint 😉