“Du verlierst nie – entweder du gewinnst, oder du lernst dazu!”

Wenn der Fotograf und Designer Serge Kanunnikow sich selbst mit zwei Worten beschreiben wollte, dann wäre das: kreativ und frei. Kein Wunder also, dass er auch sein Business genau so genannt hat: #kreativundfrei. Das hat durchaus seine Gründe, denn dieses Credo ist gleichzeitig auch ein Versprechen an sich selbst. Denn wie er selbst sagt, hatte er bereits viel zu oft sein Herz und sein Bauchgefühl ignoriert und stattdessen leider auf seinen Verstand (und seine Mutter) gehört: Er hat sein Glück mit Studiengängen versucht, die zwar angeblich alles andere brotlos sind – zuerst Lehramt, dann Ingenieurwesen – aber eben nicht das Richtige für ihn.

Nachdem er merkte, dass er so nicht weitermachen möchte, hat er den großen Schritt gewagt und ist seiner Passion gefolgt. Jetzt arbeitet er als freier Fotograf und Designer und studiert nebenbei Kommunikationsdesign. Sich neu auszurichten und einen eingeschlagenen Weg zu verändern ist für ihn nichts Neues: im Alter von 12 Jahren wanderte seine Familie aus Sibirien nach Deutschland aus und baute sich ein komplett neues Leben auf. Sein Motto: “Ich verliere nie! Entweder ich gewinne oder ich lerne!”

1. Serge, in einem Satz: Was machst du beruflich?

Ich bin selbständiger Fotograf & Designer, der nebenberuflich Kommunikationsdesign studiert und ein Webmagazin namens #kreativundfrei betreibt.

2. Was war für deinen erfolgreichen Berufseinstieg ausschlaggebend?

Ich konnte während meiner Schulzeit bereits viele Erfahrungen als Angestellter in verschiedenen Berufen sammeln. Doch es fiel mir schon damals sehr schwer, einen Chef zu haben. Ich bin nämlich ein Einzelkämpfer, der selber eigene Entscheidungen treffen und vor allem für alle Erfolge und Misserfolge die Verantwortung tragen will. Als selbständiger Fotograf & Designer habe ich diese Möglichkeit täglich.

Ich liebe es, Kontakte mit anderen Selbständigen zu knüpfen, an gemeinsamen Projekten zu arbeiten, sich weiterzuentwickeln und immer etwas Neues für mich zu entdecken. Zwar bestimmt der Kunde auch sehr viel mit, doch unterm Strich bin ich mein eigener Chef, was mir immer noch sehr viel Spaß bereitet.

3. Inwiefern hilft dir dein Studium bei deiner heutigen Arbeit? Was war das Hilfreichste was du gelernt hast?

Ich gehöre zu der Sorte von Menschen, die ein Studium generell in Frage stellen und bin immer noch der Meinung, dass ein abgeschlossenes Studium überhaupt kein Garant für den beruflichen Erfolg ist. Vor allem in der kreativen Branche ist eine sehr überzeugende und ausgefallen Mappe mit tollen Arbeiten viel wichtiger, als gute Noten und ein abgeschlossenes Studium. Und obwohl es kein Muss ist, schaden tut es aber auch keinem. Deshalb habe ich mich für das Studium entschieden, um von sehr erfahrenen Dozenten zu lernen.

So habe ich in meiner Studienzeit bis jetzt zwei wichtige Dinge gelernt: Erstens, dass man sich so schnell wie möglich in einem bestimmten Bereich spezialisieren sollte, um dann als Experte vor den Kunden aufzutreten zu können – denn keiner braucht einen “Alles-Könner”, der doch nichts gescheit kann – und zweitens, wie man ein Projekt von Anfang bis zum Ende führt und die Grundidee in eine erfolgreiche Präsentation verwandelt.

Ich glaube mein Studium hat somit seinen Zweck bereits jetzt erfüllt – ich habe gelernt, mich selbst zu organisieren, mich selbst zu verstehen und mich auf meine kreative Art auszudrücken.

4. Wie sieht deine Morgenroutine aus?

Bis vor Kurzem sah meine Morgenroutine zwei Jahre lang wie folgt aus: Der Wecker klingelte um 5:00 Uhr. Ich stand auf, meditierte, putzte mir die Zähne und war bereits um 6:00 Uhr im Fitnessstudio. Zwischen 7:00 und 8:30 Uhr gab es dann Frühstück und dann ging mein Alltag los.

Doch seit Kurzem habe ich meine Routine verändert. Ich habe mich nicht mehr wohl gefühlt. Sport am Morgen ist zwar immer gut, doch es hat aufgehört, Spaß zu machen. Es war mehr ein Muss, ich ließ es über mich ergehen, sah aber keinen Fortschritt mehr. Und das war definitiv nicht mein Plan. Ich will Sport mit Genuss treiben und ihn nicht als Hindernis sehen.

Deshalb habe ich meine Routine wie folgt umgestellt: Um 5:30 Uhr klingelt mein Wecker. Ich stehe gemütlich auf, putze mir die Zähne und meditiere zwischen 10-30 Minuten (je nach dem wie ich Lust habe). Danach frühstücken meine Frau und ich gemeinsam, schauen uns vielleicht eine Serie an oder wir lesen Nachrichten (in meinem Fall nutze ich Flipboard). Und ab ca. 7:00 Uhr erledige ich meine MIT´s (Most Important Tasks). Meistens schreibe oder bearbeite ich etwas für #kreativundfrei oder ich arbeite an meinen Aufträgen. Sport wird hingegen auf den späten Abend verschoben. Und auf diese Weise genieße ich es wieder.

Ich habe meine Morgenroutine so ausgerichtet, dass der Tag sehr gemütlich und entspannt beginnen kann. Ich bin ein Morgenmuffel und früher stand ich kurz vor knapp auf, und das war sehr stressig. Als kreative Nachteule ging ich auch oft zwischen 3:00 und 4:00 Uhr nachts ins Bett, doch das hat meine Kunden nicht interessiert, und so bekam ich immer wieder bereits um 8:00 Uhr Anrufe – das versaute meinen Tag. Deshalb genieße ich es, morgens früh aufzustehen und ruhig in den Tag zu starten.

5. Welche 3 Persönlichkeiten oder Dinge motivieren oder inspirieren dich?

Personen: meine Familie – Meine Familie steht hinter mir und meinen manchmal absurden Ideen. Mein Bruder und meine Frau unterstützen mich täglich und helfen, wo sie nur können. Ich glaube ohne ihre Hilfe würde ich das alles nicht nur nicht schaffen, sondern nicht mal soweit bringen.

Person: Gary Vaynerchuk – Seine Energie, seine Zielstrebigkeit, sein Hintergrund und seine Einstellung sind meine größte Motivation. Mir reichen 10-15 Minuten von seinem YouTube Channel, um mich selbst wieder in den Hintern zu treten und zu arbeiten. Ich glaube, der größte Aspekt dabei ist, dass ich genauso wie Gary mit Migrationshintergrund in einem anderen Land versuche, etwas zu erreichen. Das macht mir Mut und schenkt sehr viel Hoffnung.

Ding: #kreativundfrei – Mein Webmagazin ist momentan mein größtes “Warum”. Ich frage mich jedes mal: Warum stehe ich auf? Warum arbeite ich bis spät in die Nacht? Warum will ich dies oder jenes? Das motiviert mich und gibt mir Kraft.

6. Wo siehst du dich in 5 Jahren?

Soweit plane ich nicht. Ich ändere meine Ziele so oft, dass ich mittlerweile nur noch ein Jahr im Voraus plane. Ich hoffe, dass ich in 5 Jahren zu 100% von #kreativundfrei leben kann und mir meine Foto- und Designprojekte selber aussuche, weil ich keinen Druck mehr habe, Geld zu verdienen und über die Runden zu kommen. Ich glaube das würde mich sehr freuen.

Ich weiß wirklich nicht, wohin mich mein Weg führen wird, doch eins weiß ich ganz genau: in 5 Jahren will ich immer noch kreativ und frei sein!

7. Was würdest du deinem Berufseinsteiger-Ich heute sagen?

Spiele nicht den Unternehmer – sei ein Unternehmer.

Ich habe mich am Anfang zu sehr darauf konzentriert, schöne Visitenkarten, eine tolle Webseite und die beste Kamera zu haben, anstatt viel zu praktizieren, nach Kunden zu suchen und ein besserer Unternehmer zu werden. Es dauerte viel zu lange, bis mir das klar wurde.

Leave A Comment

Your email address will not be published.