“Einen roten Faden kann man auch im Nachhinein herausarbeiten”

Nach einem erfolgreichen Studium startete Rebecca Elers vor einem Jahr als Trainee bei Salesforce, einem international aktiven Cloud-Computing-Unternehmen. Mittlerweile hat sie die Trainee-Zeit hinter sich gelassen und arbeitet als Festangestellte bei der irischen Salesforce-Vertretung in Dublin.

Im Interview mit Chapter One Mag hat sie hat ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, zum Beispiel darüber, was sie aus ihrer recht langwierigen und nervenaufreibenden Bewerbungsphase alles über sich gelernt hat. Außerdem hat sie uns verraten, wie sich die Sache mit dem Berufseinstieg so anfühlt, was sie im Nachhinein anders gemacht hätte, und warum sie das Leben im schönen grünen Irland erstmal gegen nichts eintauschen möchte.

1. Rebecca, was machst du eigentlich genau beruflich?

Ich arbeite im Vertrieb von Salesforce und berate Unternehmen und Startups in Sachen Kundenbeziehungsmanagement. Wir helfen ihnen, eine engere Beziehung mit ihren Kunden aufzubauen und diese auch langfristig zu halten.

2. Was denkst du, war für den Erfolg deines Berufseinstiegs ausschlaggebend?

Also ein Faktor waren zwischenmenschliche Beziehungen. Eine ehemalige Kommilitonin hatte bereits einen Job bei Salesforce. Dort gibt es ein sogenanntes Referring-System, und das kam mir dann zugute: Mitarbeiter können jemanden aus ihrem Bekannten- oder Freundeskreis empfehlen. Der Rest geht dann seinen normalen Gang, das heißt: Bewerbung, Gespräch und das übliche Auswahlverfahren.

Aber ausschlaggebend war zudem auch die Tatsache, dass ich in der Zeit des Bewerbens gelernt habe, mich und meine Kompetenzen vorteilhaft zu präsentieren. Ich war relativ lange auf Jobsuche und habe mich entsprechend viel beworben. Dadurch habe ich wertvolle Erfahrungen gesammelt, nicht zuletzt auch in Bezug auf Bewerbungsgespräche; sie waren schon fast Routine für mich. Deshalb würde ich auch wirklich jedem empfehlen, sämtliche Gesprächseinladungen anzunehmen, auch wenn man eigentlich das Gefühl hat, dass man dort nicht arbeiten möchte. Solche Gesprächssituationen sind die ideale Übung, um die eigenen Fähigkeiten ins beste Licht zu rücken und sich zu “verkaufen”.

Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum ich jetzt im Vertrieb arbeite, obwohl ich hierin keinerlei Erfahrungen mitbrachte. Erst als ich meinen potenziellen Arbeitgebern erklären musste, warum sie mich einstellen sollten, habe ich mir Gedanken zu meinem bisherigen Werdegang gemacht. Fakt ist, dass man vielen (auf den ersten Blick irrelevanten) Erfahrungen später relevante “Learnings” abgewinnen kann.

Das heißt, auch wenn man keine einschlägige Erfahrung hat, kann man viele Praktika und Nebenjobs fast immer so präsentieren, dass sie ins Bild passen. Ich hatte keine beispielsweise keine direkten Erfahrung im Vertrieb, woher auch? Allerdings habe ich lange in der Gastronomie gearbeitet – Kundenkontakt ist also schon mal kein Problem für mich. Bei meinem Nebenjob im Reisebüro habe ich Pauschalreisepakete verkauft – das ist keine direkte Vertriebserfahrung, aber hey, ich habe Kunden beraten und ihnen Produkte verkauft – das ist schon mal was.

Die Art und Weise, wie ein Person auftritt, die eigene Persönlichkeit, die Fähigkeit zu verstehen, was gebraucht wird und genau das anzubieten – das macht für mich den Unterschied aus. Deshalb glaube ich auch, dass diverse unterschiedliche Erfahrungen wichtig sind. Deshalb ist es nicht schlimm, dass man sich nicht schon in der zehnten Klasse seinen Berufsweg zurechtgelegt und diesen seitdem konsequent verfolgt hat (wo passiert so etwas schon?!).

0815-Bewerbertypen stechen meistens ja doch nicht aus der Masse hervor – und einen roten Faden kann man oft auch im Nachhinein aus seinen kunterbunten Erfahrungen herausarbeiten.

3. Inwiefern hilft dir dein Studium bei deiner heutigen Arbeit?

Ganz ehrlich? Gar nicht.

Okay, es hilft mir natürlich, dass ich einen offiziellen Abschluss habe, denn der wird bei vielen Jobs gefordert. Aber die Inhalte aus dem Studium wende ich kaum bis gar nicht an (weder Bachelor noch Master). Ich habe in der Bewerbungsphase mehr beruflich Relevantes gelernt, als im gesamten Studium.

4. Wie sieht deine Morgenroutine aus?

Ich komme jeden Morgen etwa eine halbe Stunde früher zur Arbeit, um gemeinsam mit meinen Kollegen zu frühstücken. In meiner Firma wird großen Wert auf Socializing und Networking gelegt, deshalb gibt es jeden Morgen gratis Frühstück für alle. Das Ganze ist recht ungezwungen, und es ist jedem selbst überlassen, ob er kommt oder nicht – da gibt es keinen Zwang.

Ich persönlich finde es aber ganz schön – man kommt mit den Kollegen ins Gespräch, aber auch mit Vorgesetzten und Mitarbeitern aus anderen Abteilungen. Eine Beziehung auf persönlicher Ebene macht die Arbeit viel entspannter. Ich glaube, dass der Umgang in Irland, bzw. im englischsprachigen Raum generell etwas offener ist als in Deutschland.

5. Was motiviert dich, wenn mal nichts mehr geht?

Wenn ich eine Auszeit brauche, nehme ich mir ein oder zwei Tage frei und fahre aufs Land. In Irlans geht das ja recht einfach, weil nichts weiter als drei Stunden von Dublin entfernt ist; das finde ich sehr schön. Da wir bei Salesforce auf persönliche monatliche Targets hinarbeiten, kann ich – wenn ich mein monatliches Target erreicht habe – auch einfach früher gehen und ausspannen.

Außerdem motivieren mich natürlich gute Gespräche mit Kollegen und Freunden, ebenso wie auch positives Feedback von Kunden.

6. Wo siehst du dich in 5 Jahren?

Da mein Freund Niederländer ist, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass wir zusammen noch einmal woanders hingehen, z.B. um eine Weile in einer anderen europäischen Stadt zu arbeiten.

Ein eigenes Business wäre natürlich auch spannend, wobei ich jedoch im Moment sehr zufrieden bin mit dem was ich mache und wo ich gerade bin. Ich bin kein großer Plänemacher, deshalb kann ich mir noch nicht so gut vorstellen, was meine nächstes große Leidenschaft wird oder wie der nächste Lebensabschnitt aussehen wird.

7. Welchen Ratschlag würdest du deinem Berufseinsteiger-Ich heute geben?

Interessante Frage. Ich glaube, dass die Antwort auf die Frage “Was will ich eigentlich machen” eine langwierige Entwicklung ist. Deshalb würde ich meinem damaligen Ich raten, sich darüber ein klein wenig früher Gedanken zu machen (wenn natürlich auch nicht zu früh). Ich persönlich habe das erst viel zu spät gemacht – als ich meinen Abschluss quasi schon in der Tasche hatte – und habe mich dementsprechend ein bisschen verloren gefühlt. Wenn man BWL studiert, sucht man sich den Job in der Regel nach dem Industriezweig aus, der einen interessiert. Damit hätte ich mich vielleicht etwas früher auseinandersetzen sollen.

Ebenso hätte ich mit den Bewerbungen ein wenig früher angefangen, also bereits zu Studienzeiten – einfach um in den Flow zu kommen und sicherer darin zu werden. Ich würde mir raten, ein paar Monate früher damit zu beginnen, das Bewerbungen schreiben zu üben – ohne aber zu viel Druck aufzubauen. Ein langsamer Einstieg in die Thematik Bewerbungen und Berufseinstieg ist definitiv entspannter, als zum Schluss alles auf einmal und mit Torschlusspanik zu machen.

Vielen Dank, liebe Rebecca, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast.

 

Wie klappt das bei dir?

Wie leicht oder schwer fällt es dir, aus deinen bisherigen Nebenjobs und Praktika einen roten Faden herauszuarbeiten? Gelingt es dir, diesen auf deine jeweilige Bewerbung zuzuschneiden?

Wenn du diesbezüglich gerne noch ein paar Tipps hättest, schau die unser neustes YouTube-Video an:
“So frisierst du deine Bewerbung”.

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